Grænsesten ved Wassersleben

Die Geburtsstunde der deutsch-dänischen Grenze

Foto: Destination Sønderjylland

2020 feiert Dänemark den 100. Jahrestag der Grenzziehung. Die Bevölkerung entschied in zwei Volksabstimmungen 1920 darüber, wie die deutsch-dänische Grenze verlaufen sollte. 

2020 feierte Dänemark den 100. Jahrestag der Grenzziehung. Die Bevölkerung entschied in zwei Volksabstimmungen 1920 darüber, wie die deutsch-dänische Grenze verlaufen sollte.

Von der Konfrontation bis zur Kooperation zwischen Deutschland und Dänemark war es ein steiniger Weg. Die dänische Monarchie war über Jahrhunderte ein übernationaler Staat, zu dem die Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten.

Mit dem Aufkommen nationalen Bewusstseins kam im 19. Jahrhundert die Frage auf, ob Schleswig eher deutsch oder dänisch sei. Daraus entstanden zwei Kriege, 1848-1851 und 1864. Nach dem für Preußen siegreichen Krieg von 1864 konnte es Schleswig-Holstein als Provinz eingliedern.

Bei den Friedensschlüssen, die der Eingliederung in Preußen vorausgingen, spielte der Artikel 5 des Prager Friedens 1866 eine wichtige Rolle. Er sicherte der dänisch gesinnten Bevölkerung der nördlichen Distrikte Schleswigs zu, dass sie über eine Zugehörigkeit zu Dänemark abstimmen dürfen. Allerdings wurde dieser Artikel 5 im Jahr 1878 aufgehoben.

„In der dänisch gesinnten Bevölkerung spielte dieser Artikel und damit die Aussicht, sich zurück nach Dänemark stimmen zu können, weiterhin eine große Rolle“, sagt der Historiker und ehemalige dänische Generalkonsul in Flensburg, Henrik Becker-Christensen.

Es war die Niederlage des Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg, die der Eingliederung Nordschleswigs in Dänemark schließlich tatsächlich den Weg ebnete. Treibende Kraft war der politische Führer der dänisch gesinnten Bevölkerung Nordschleswigs, H. P. Hanssen.

Grænsemarkering i vejen ved Rudbøl

Foto:Ulrik Pedersen

Als Reichstagsabgeordneter für den nördlichsten deutschen Wahlkreis drängte er im deutschen Reichstag 1918 auf eine Umsetzung des Selbstbestimmungsrechts. Die deutsche Regierung  willigte ein. Für Hanssen war dies ein Erfolg – und der erste Schritt einer Eingliederung Sønderjyllands in das Königreich.

Der Versailler Vertrag regelte das Verfahren. Eine internationale Kommission mit Vertretern aus England, Frankreich, Norwegen und Schweden überwachte den Verlauf der Abstimmung, die in zwei Zonen erfolgen sollte.

Die Grenze zwischen beiden Zonen bildete eine bereits 1890 von dem dänischen Geschichtswissenschaftler Hans Victor Clausen ermittelte Grenzlinie zwischen mehrheitlich dänischer und deutscher Gesinnung, die sogenannte Clausen-Linie.

Am 10. Februar 1920 stimmten in der Zone 1, die von der alten deutsch-dänischen Grenze an der Königsau/Kongeå bis zur Clausen-Linie und damit der heutigen Grenze verlief, 75 Prozent der Abstimmungsberechtigten für Dänemark und 25 Prozent für Deutschland. Hier wurde en bloc abgestimmt – ohne Berücksichtigung örtlich anderer Mehrheitsverhältnisse.

In einer zweiten Abstimmung entschieden sich südlich der 1. Zone am 14. März 1920 in einer 2. Zone 80 Prozent der Bevölkerung für Deutschland und 20 Prozent für Dänemark.

Die Grenze lag somit fest. In Dänemark sowie in der dänisch gesinnten Bevölkerung der 1. Abstimmungszone herrschte Feststimmung. Nicht alle waren mit der neuen politischen Wirklichkeit zufrieden. Da es Orte mit deutschen Mehrheiten gab (Tønder, Aabenraa, Sønderborg), fühlten sich diese durch die En-bloc-Abstimmung benachteiligt. Als deutsche Minderheit forderte man nach 1920 eine Verschiebung nach Norden.

Am 15. Juni 1920 erfolgte die offizielle Abtretung Nordschleswigs an Dänemark, das nunmehr als Sønderjylland in Dänemark eingegliedert wurde. Am 10. Juli 1920 ritt der dänische König Christian IX. feierlich über die alte Grenze in das durch eine Volksabstimmung gewonnene Gebiet ein.

„Die Stimmung zwischen Dänen und Deutschen blieb angespannt – besonders nach 1933“, sagt der Historiker Becker-Christensen. „Heute sind die deutsch-dänischen Beziehungen vorbildlich.“ 

Auf deutscher Seite wollte man sich nicht mit der Grenzziehung aufgrund des Versailler Vertrags abfinden. Dies sollte sich erst allmählich ändern, nachdem die deutsche Minderheit nach 1945 die Forderung nach einer Grenzrevision aufgegeben hatte.

Der 1945 gegründete Bund Deutscher Nordschleswiger hatte in seiner Gründungserklärung die Grenze anerkannt und die Loyalität zu Dänemark erklärt. 
 

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