Svend Bartholin Paludan-Müller
Die Ereignisse am Morgen des 26. Mai 1944 und die darauffolgenden Stunden, in denen Oberst Paludan-Müller sich allein gegen die deutsche Übermacht behauptete, sind wie aus einem Film.
Als die Gestapo an die Tür der Privatwohnung des Chefs der Grenzgendarmerie klopfte, verlief die Aktion nicht wie erwartet.
Der Widerstand der Dänen gegen die deutsche Besatzungsmacht wächst. In der vergangenen Woche wurden mehrere Männer der Widerstandsbewegung hingerichtet, und am Vortag hielt der deutsche Gesandte und Bevollmächtigte Dr. Best eine Rede, in der er drohte, 100 Saboteure und Gewalttäter hinrichten zu lassen, wenn die Sabotage nicht aufhöre.
Es ist frühmorgens um 5.30 Uhr und im Rahmen der so genannten Polizeiaktion soll der Oberst verhaftet und wegen des Verdachts der Spionage und der Beteiligung an einer illegalen militärischen Organisation zum Verhör gebracht werden. Svend Bartholin Paludan-Müller hat jedoch nicht die Absicht freiwillig mitzugehen und er ist bewaffnet.
Foto:Museum Sønderjyllands Mediearkiv
Paludan-Müller ist nicht deutschfeindlich eingestellt, denn obwohl ihm die fast kampflose Kapitulation am 9. April 1940 ein Dorn im Auge ist, ist es ihm gelungen mit der deutschen Grenzkontrolle eine gegenseitig respektvolle Zusammenarbeit zu pflegen. Seine offensichtliche persönliche Meinung, dass man nicht in fremdes Territorium eindringen sollte, und sein militärischer Hintergrund bilden jedoch die Grundlage für den weiteren Verlauf der Ereignisse.
Er hat erkannt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Deutschen vor seiner Tür auftauchen würden. Seine Männer von der Grenzgendarmerie sind zuvor bei einer Parade angewiesen worden, sich unter keinen Umständen einzumischen. An diesem Morgen ist er vollständig bekleidet und hat ein Krag-Jørgensen Gewehr, seine Dienstpistole und etwa 100 Patronen in seiner Wohnung.
Als Paludan-Müller hört, dass die deutsche Sicherheitspolizei mit ihm sprechen will, antwortet er, dass sie ihn um 10 Uhr im Büro treffen können.
Natürlich passt ihnen diese Antwort nicht und die Tür wird aufgesprengt - der erste Mann, der eintritt fällt um, von einem Schuss getroffen und auf der Stelle tot. Die anderen Deutschen ziehen sich zurück, Paludan-Müller verbarrikadiert die Tür und schafft es seine Frau, seine 17-jährige Tochter und die junge Hausangestellte im Haus in Sicherheit zu bringen. In der Zwischenzeit sind zwei der Deutschen in der örtlichen Polizeistation eingetroffen, wo sie die Kommandozentrale in Aabenraa um Verstärkung bitten - bringt Bomben, Granaten und alle verfügbaren Kräfte!
Es folgt ein heftiges Feuergefecht beim Haus, und irgendwann gelingt es dem örtlichen Pfarrer Hvidt, die Schießerei zu stoppen, damit er die Frauen aus dem Haus holen kann. Kurz darauf trifft Verstärkung aus Aabenraa ein, und mit einer Übermacht von etwa 40 Mann zu 1 geht der Kampf weiter. Gegen 8.30 Uhr ertönt der letzte Schuss aus dem Inneren des Hauses, das zu diesem Zeitpunkt durch die Brandbomben der Deutschen brennt.
Als sich die Nachricht vom Tod Paludan-Müllers in dem Ort verbreitet, kommt es zu einer spontanen Reaktion, die die Deutschen überrascht und die Beerdigung stark beeinträchtigt: Die Fahnen wehen auf Halbmast, Geschäfte und Betriebe bleiben geschlossen.
Diese Geste führt fast zu einer Katastrophe, da eine erzwungene Wiedereröffnung nur knapp abgewendet werden kann. Auch die Auslieferung von Paludan-Müllers Leiche gestaltet sich sehr schwierig.
Nach mehreren Verhandlungen gelingt es, aber die Deutschen wollen keinen dänischen Aufstand und verlangen, dass die Beerdigung nicht in Gråsten oder im jütländischen Mou, wo er geboren wurde, stattfinden darf. Am 1. Juni 1944 wurde Svend Bartholin Paludan-Müller auf Sjælland in der Kirche von Snesere beigesetzt, und obwohl die Beerdigung nicht angekündigt werden konnte, nahmen schätzungsweise 2.500 Menschen daran teil.
Am Jahrestag des Todes wird die Treppe, die zum Brandplatz führt, mit einem Gedenkkreuz aus roter Buche und weißen Bändern sowie einer Reihe von Kränzen geschmückt. Am 26. Mai 1946 wurde die Gedenkmauer in Gråsten unter Beteiligung des damaligen Kronprinzenpaares Frederik und Ingrid enthüllt. Jedes Jahr am 4. Mai werden Kränze für Oberst Svend Bartholin Paludan-Müller niedergelegt.
NB. Dies ist nur ein kurzer Auszug. Wenn du mehr erfahren möchtest, empfehlen wir dir, das dänische Buch von Sven und Erhardt Larsen Sabroe zu lesen: Ene mand mod Gestapo.