Die versteckte Heide bei Kværs

Der Naturvermittler Rasmus Ladekjær Nielsen teilt gerne seine Erfahrungen aus dem Naturgebiet Kværs Hede und Plantage.

Wenn du wie ich in der Mitte von Jütland geboren und aufgewachsen bist, dann hat die Kværs Plantage unter all den fantastischen Naturperlen in der Sønderborg Kommune wahrscheinlich einen besonderen Platz im Herzen. Denn die Kværs Plantage ist eine Fichtenplantage, im Gegensatz zu den anderen Wäldern in der Kommune, die hauptsächlich Buchenwälder sind. Der dunkle, stille und manchmal düstere Fichtenwald lässt mich immer wieder an die unzähligen Höhlenbauten und Erkundungen von Fuchsbauten meiner Kindheit zurückdenken.

Die Kværs Plantage liegt gut versteckt im westlichen Teil der Sønderborg Kommune. Das Dorf Kværs liegt an der Kreuzung einer von der Eiszeit geprägten Landschaft. Östlich des Ortes liegen die 70 Meter hohen Moränenhügel Kværs Bakker und im Westen erstrecken sich die flachen Heideebenen. Auf diesen Heideebenen wurde die Plantage vor mehr als 100 Jahren gepflanzt, um die Ausbreitung einer Wanderdüne zu verhindern. Heute besteht die Plantage aus einer Mischung verschiedener Nadelbaumarten.

In der Mitte der Plantage öffnet diese sich komplett und man kommt zu einem kleinen Überbleibsel der Wanderdüne, was die Einheimischen „æ flysan“ (ein Flugsand) nennen. An manchen Stellen sieht man einige freigelegte Sandflächen, ansonsten ist der Rest der Düne mit Heidekraut bewachsen, das den Sand festhält. Gerade wegen des Heidekrauts ist die schönste Reisezeit für mich der Spätsommer, wenn die Heide mit rotvioletten Blüten blüht. Neben dem Heidekraut ist auch die schöne rosa Glocken-Heide in der Gegend zu finden.

In manchen Feuchtgebieten der Heide findet man ganz besondere Pflanzen - diese sind Fleischfresser! Die Rede ist von der insektenfressenden Pflanze Sonnentau. In Dänemark gibt es drei verschiedene Arten und in der Heide wurden sowohl der Rundblättriger Sonnentau als auch der Mittlere Sonnentau gefunden.

Die Pflanzen haben deren Namen von den glitzernden Tropfen, die sich auf Drüsenhaaren um die Blätter der Pflanze befinden. An warmen Sommertagen locken die glitzernden Tropfen Fliegen, Schnaken und andere Insekten an. Diese entdecken erst zu spät, dass die glitzernden Tropfen eine klebrige Masse sind, die sie gefangen hält. In derem Todeskampf machen diese es nur noch schlimmer, da die Drüsenhaare die Sekretion der klebrigen Masse verstärken und sich langsam in Richtung Blattmitte kräuseln, wo das Insekt in einem Käfig gefangen wird. Die Pflanze sondert dann Verdauungsenzyme ab, die die Weichteile des Tieres auflösen, woraufhin die Pflanze die Nährstoffe aufnehmen und verwenden kann.

Rund herum in der Plantage gibt es riesige Gemeinschaften von bis zu 100.000 Individuen, die unermüdlich arbeiten. Dies ist die Rote Waldameise, die riesige Ameisenhaufen herstellt, die mehrere Meter im Umfang und über einen Meter hoch sein können. Und das ist nur der oberirdische Teil des Nests. Ein Großteil des Hügels ist unterirdisch, wo sich die Ameisen im Winter versammeln, um sich warm zu halten. Hier unten leben auch bis zu 100 Königinnen. Diese sind nur einmal außerhalb des Nests, um sich zu paaren. Nach der Paarung können diese bis zu 10 Jahre alt werden, wobei deren einzige Aufgabe darin besteht, Eier zu legen, damit sich die Gesellschaft entwickeln kann. Im zeitigen Frühjahr, wenn die Sonne zu wärmen beginnt, legen sich die Arbeiterameisen in dicken Schichten auf die Sonnenseite des Nestes. Diese fungieren als mobile Sonnenkollektoren, denn wenn diese erwärmt sind, transportieren sie die Wärme in die Tiefe zu den Königinnen.

In der Kværs Plantage und Hede gibt es viele gute Erlebnisse. Sowohl herrliche Landschaften als auch aufregende Arten. Also, wenn du das nächste Mal in der Nähe bist, dann mache Halt und genieße die stille Natur.

Ich wünsche dir eine richtig tolle Tour.

Rasmus Ladekjær Nielsen
Naturvermittler in der Sønderborg Kommune